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Die Geschichte vom Einrad, Einradhockey und RADLOS |
-Erste Wettkämpfe auf einem Rad
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Der Amerikaner Nick Kaufmann (1861-1943) (Erfinder von Radball →1883)
bekommt von einem Nachbar seines Arbeitgebers ein Hochrad geliehen. Er kauft sich ein „Ordinary“ und übt von Beginn an artistische Tricks. [56]
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Peugeot ist der erste industrielle Hersteller von Fahrrädern in Frankreich.
[541]
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Nachdem Königin Viktoria zwei Dreiräder von James Starley kauft, nennt er das
Modell um in „Starley Royal Salvo“.
[521, S.20]
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Die britische Post setzt dreirädrige Lastenräder zur Zustellung von Briefen und Paketen ein.
Bald darauf werden Fahrräder für den Warentransport umgebaut.
Metzger und Bäcker liefern so ihre Waren aus, Handwerker können ihr Werkzeug transportieren.
[521, S.86]
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Der Pariser Gustave Trouvé baut in das englische, 55kg schwere, dreirädrige
Starley Coventry Lever Tricycle einen 5kg schweren Elektromotor von Siemens, mit 70W (0,1PS)
Leistung, unter die Achse ein. Ein 12V Bleiakku ist hinter dem Fahrersitz montiert.
Die Geschwindigkeit wird mit der eines guten Pferdefuhrwerks verglichen.
Diese Trouvé Tricyclette ist nicht nur das erste E-Bike,
es gilt auch als das erste Elektrofahrzeug überhaupt.
[539]
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Bis 1887 werden 5000 Star-Bicycles gebaut, ein amerikanisches Hochrad, bei dem das
Vorderrad kleiner als das Hinterrad ist. Es hat einen Trethebelantrieb auf das
Hinterrad. Um die verdickte Achse gewickelte Lederriemen werden mit den Hebeln
abgerollt, die damit das Rad antreiben. Freilauf und Federn wickeln die Riemen wieder
auf und bringen die Hebel in die Ausgangslage zurück.
Da die Trethebel unabhängig voneinander funktionieren, hat es bei
gleichzeitiger Betätigung eine große Beschleunigung. Mehrere Patente und Personen
entwickeln das Modell weiter, so dass ab 1885 größere Stückzahlen produziert werden.
Auch in Deutschland wird es in Lizenz produziert.
Erfolgreich ist es nur in den U.S.A. Mit dem Siegeszug des Sicherheitsniederrades von
John Kemp Starley endet die Produktion 1887. [138][521, S.19]
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In Frankfurt am Main treffen sich erstmals deutsche Radfahr-Vereine, um einen Verband zu gründen. Es
wird noch ein paar Jahre dauern. [157]
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Die erste deutsche Radsportzeitschrift erscheint: Das Veloziped. [157]
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In Frankfurt am Main wird nach London (1876) und New York die dritte Kunsteisbahn der Welt
eröffnet. [61]
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Der Amerikaner Nick Kaufmann tritt in seiner Heimatstadt Rochester öffentlich auf. Reuben Punnett, der
schon Preise im Trick Cycling und Langsamfahren gewonnen hat, wird auf ihn aufmerksam und ihn trainieren. Zukünftig wird er von Kunstradvorführungen leben. [56]
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Der Amerikaner George M. Hendee (1866-1943) gewinnt sein erstes Radrennen (Hochrad). Weitere 308
Siege folgen, auch Meistertitel und Rekorde. 1895 gewinnt er die Hochradweltmeisterschaft. 1897 eröffnet er eine Produktion von Safety-Fahrrädern, 1902 beginnt er als erstes in den U.S.A. die Massenproduktion von benzinbetriebenen Motorrädern. 1913-1917 ist seine Firma "Indian" der weltgrößte Produzent von Motorrädern. 2010 wird er in die United States Bicycling Hall of Fame aufgenommen. [214]
Hendee entfernt das kleine Rad seines Hochrades und lernt mit dem Vorderrad allein zu fahren. In
einem zeitgenössischen Artikel heißt es, er sei wahrscheinlich der erste Mann, der das Einrad beherrscht. [207, S. 153]
Ist natürlich quatsch, denn es gibt ja bereits Einräder. →1880
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Mit dem Hochrad Le Grand Bi bringt Peugeot sein erstes Fahrrad auf den Markt
und beginnt mit der Massenproduktion von Fahrrädern.[521, S.98]
Bis 1888 hat sich Peugeot mit seinen Fahrradmodellen am Markt etabliert.
[541]
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Um ein deutsches Wort für Bicyclette, Veloziped, Michauline und andere Bezeichnungen einzuführen,
schlägt der Germanist und Lehrer Hermann Dunger „Reitrad“ vor. Die Bezeichnung kann sich nicht durchsetzen. [130]
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Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 2500.
[130][550, S.144]
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Das Renn-Hochrad von Andrews erreicht ein Gewicht von nur 8,8kg. [58]
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Auf der Suche nach Fortbewegungsmitteln experimentiert der polnische
Ingenieur Stanislaw Barycki mit verschiedenen Antrieben für Monowheels, z.B. Segeln. Er erfindet das pferdegezogene Monowheel. Keine seiner Erfindungen kann sich durchsetzen und er stirbt völlig verarmt. [211][B031]
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Das erste Radballspiel: Nick Kaufmann gegen John Featherley in Rochester. Nachdem Nick einen Mops,
der ihm vor das Star-Bicycle lief, vorsichtig mit dem Rad zu Seite schob
(das kleinere Vorderrad verhindert zwar schwere Stürze, wie sie beim Hochrad vorkommen,
ist aber instabiler, so das es bei Gewichtsverlagerung nach hinten, leicht anzuheben ist),
kam er auf die Idee, statt des Hundes lieber einen Ball zu nehmen.
[56][138]
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Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wird in Leipzig gegründet.
Heißt zunächst aber noch Deutscher Radfahrerbund (DRB). [157]
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Edouard Carl Friedrich Otto bringt das Kangaroo auf den Markt, ein
Hochrad mit Kettenantrieb [130][B032]. Von diesem Model kann er etwa 100 Stück in der Woche verkaufen. [181]
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John Kemp Starley (Neffe von James Starley) stellt an der Stanley
Veloshow in London [129] sein 20kg schweres [467] Sicherheitsniederrad
„Rover Safety Bicycle“ vor (Seine gegründete Firma Rover (deutsch: Wanderer) wird später auch als Automarke bekannt werden). Voraussetzung für eine hohe Geschwindigkeit bei nicht vergrößertem Vorderrad war die Rollenkette. Nun entfernt sich das äußere Erscheinungsbild vom Einrad.
Aber erst mit einem Rennen von London nach Brighton und zurück konnte er überzeugen. Die Strecke wurde mit einem neuen Weltrekord bestritten und binnen weniger Jahre wird das Hochrad vom Markt verdrängt.
Rover Typ II erreicht innerhalb eines Jahres einen Marktanteil von 90% und gilt heute als Prototyp des modernen Fahrrades. Im Gegensatz zu Rover I befindet sich die Steuerung direkt an der Vorderradachse und die Bremse am Vorderrad. [129]
In der Kombination mit Luftreifen, die Unebenheiten abfedert, erreicht es eine 30% höhere
Geschwindigkeit. [467]
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Im Deutschen Kaiserreich sind die ersten brauchbaren Kugellager erhältlich, die den
Reibungswiderstand in Naben und Tretlagern deutlich verringern. Später auch produziert in der „Veloziped Gußstahlkugelfabrik“
, die von Friedrich Fischer gegründet wurde, dem Sohn von Philipp Moritz Fischer, dem
„Erfinder“ des Tretkurbelfahrrades. [107][108]
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Pedale erhalten eine Gummitrittfläche und Kugellager. [34]
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Die Anzahl der Spieler eines Eishockeyteams wird von 9 auf 7 verkleinert. [61]
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Der britische Autor Thomas Stevens (1853-1935) umradelt als erster die Welt auf zwei Rädern. Mit
einem 50Zoll Hochrad von Albert Pope der Marke Columbia. Er kalkuliert 16km/h. [59]
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In Dreirädern kommen Planetengetriebe zum Einsatz. [54]
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Der Amerikaner Nick Kaufmann nimmt an einer dreitägigen Radsportveranstaltung in Springfield teil.
Er bestreitet als einziger das Einradrennen über eine Meile. Er erzielt einen Rekord und die Aufmerksamkeit der Presse und der Radsportszene.
Springfield Republican:
„On One Wheel Against Time“. [56] →1886
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An Militärfahrrädern in Österreich wird das Zyklometer eingeführt: in Kenntnis des Radumfanges wird
mittels Umdrehungszahl die Wegstrecke angezeigt. [241]
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Der Amerikaner Charles Hanson meldet Klickpedale zum Patent an. Damals
wie heute sind dafür besondere Schuhe notwendig. [34]
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In Kanada startet der Ligabetrieb im Eishockey. [61]
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Statt der bisherigen Bezeichnung
„Vélozipèd“ wird „Bicyclette“ und „Bicycle“ üblich. [182]
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Im Deutschen Kaiserreich wird die Bezeichnung „Fahrrad“ eingeführt. [130]
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Lucius D. Copeland baut in Philadelphia etwa 200 Dampfräder aus dem Star-
Bicycle. [138][B5]
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Die Brüder Mannesmann lassen sich ein Verfahren zur Erzeugung von
nahtlosem Stahlrohr patentieren. Ab 1890 ist es erhältlich und ersetzt den schweren massiven Stahl oder den Hohlstahl als Rahmenmaterial. [111]
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Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 5000.
[550, S.144]
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Das erste Einradrennen, in Greiz (Thüringen). [100, S. 17]
(So steht es im Buch
„Die Kunst des Einradfahrens“ von Björn Dinklage (edition aragon), allerdings bin ich bei meinen Recherchen darüber gestolpert, dass Nick Kaufmann bereits ein Jahr vorher an einem Einradrennen in Springfield teilgenommen hat und müsste es hier rausnehmen. Vielleicht wird das Rennen in Springfiel nicht als Rennen gezählt, weil nur eine Person teilgenommen hat? Vielleicht hat Björn nicht ordentlich recherchiert (war ohne Internet auch schwerer)Wie auch immer, ich lasse beides mit diesem Hinweis hier stehen.))
Ein Bild zeigt 5 Personen mit zu Einrädern ummontierten Hochrädern. Man kann Lenker aber keine Sättel erkennen. [222, S. 170][B035]
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Der Amerikaner Nick Kaufmann tritt auf der Fahrradmesse in London auf und tourt danach zehn Jahre
durch Europa. Er tritt beim Bundestag des Deutschen Radfahrerbundes auf und begleitet die Parade mit dem Einrad. [56]
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Richard Weber erfindet den Fahrraddynamo. [130]
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Das deutsche Unternehmen NSU, das ursprünglich (1873) Strickmaschinen
herstellte, beginnt seine Fahrradproduktion mit dem Hochrad „Germania“.
Es folgen Niederräder wie z.B. 1888 das Sicherheits-Zweirad „Pfeil“.
NSU wird 1955 zum größten Zweiradhersteller der Welt.
[561]
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Der deutsche Ingenieur, Radrennfahrer und Redakteur Georg Rothgiesser (1858-1943) erhält
das Patent auf sein ungewohnt zu fahrendes Sicherheitszweirad mit Sattellenkung:
Der Sattel befindet sich auf der Vorderradgabel, diese
Verbindung kreuzt die Verbindung Hinterrad/Lenker.
Damit läßt es sich leicht freihändig fahren, aber die Belastung der Verbindung veranlasst den
Erfinder schon bald ein verändertes Modell auf den Markt zu bringen.
Georg Rothgiesser hat zahlreiche Patente, z.B. für einen Schnursattel (das Leder setzt sich
nicht so schnell durch 1883, mit Nachspannvorrichtung 1886), anschraubbarer Aufstieg
für Hochräder (1883), Gepäckfach unter dem Sattel (1883), Steigungsanzeiger am Lenker (1883),
Rational-Reifen (massiver Reifen mit flacher Lauffläche für bessere Traktion), ... .
Sein Patent für Pedale mit viereckigen Gummis wurde 1884 abgelehnt.
[550, S.10 bis 25]
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Im Deutschen Kaiserreich werden Fahrräder militärisch genutzt. [130]
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John Keen legt mit seinem Hochrad die Meile (ca. 1,6km) in 2 Minuten und 30 Sekunden zurück
(38,6km/h). [58]
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In Großbritannien und Spanien werden militärische Fahrradkompanien eingeführt.
[521, S.30]
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Auf dem Halensee in Berlin findet das erste Eishockeyspiel nach kanadischer Spielart auf deutschem
Boden statt. [61]
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Der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop patentiert den Luftreifen. Damit gibt es keinen Vorteil mehr
von Hochrädern gegenüber dem Sicherheitsniederrad. Seinen ersten Gummireifen umwickelt er
mit Stoffstreifen aus dem Kleid seiner Frau. Angeblich soll er den Reifen für das Dreirad seines Sohnes gemacht haben, damit dieses nicht mehr so laut ist und er bessere Chancen bei Rennen gegen seine Freunde hat. [5]
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Das Rover III kommt auf den Markt. Das fehlende Sattelrahmenrohr bei allen Rover-Rädern ist der
auffälligste Unterschied zu heutigen Fahrrädern. [129]
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In Ashfield findet das erste australische Radrennen für Frauen statt. Es geht über 2 Meilen.[151]
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Der Amerikaner Nick Kaufmann gewinnt die Kunstradweltmeisterschaft in London. Er erhält die
Medaille mit der Aufschrift:
„Professional Cycle Trick-Riding Championship of the World“.
In den nächsten Jahren wird er weitere Preise erlangen, z.B. den ersten Rang bei der Rad-WM in Chicago 1893, Europameisterschaft 1893, Meisterschaft von Bayern 1894. Er hat zahlreiche Firmen-Sponsoren und läßt professionelle Ansichtskarten von sich drucken. [56]
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W. H. Barber berichtet im Wheelmen Bulletin, dass er die Meile in 3 Minuten und 27sec auf dem Einrad
zurückgelegt hat. 10sec schneller, als der bisherige Weltrekord. [207, S. 154]
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Bert Myers bricht mit dem Vorderrad eines Hochrades alle Einradrekorde von 2 bis 14 Meilen. Er legt in
einer Stunde 13 Meilen und 5,098 Fuß zurück und benötigt für 14 Meilen eine Stunde und 7 Sec. Es soll die längste Strecke auf einem Einrad sein, die bisher ohne absteigen zurückgelegt wurde. [207, S. 154]
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Die Berichte deuten daraufhin, dass sich Einradfahren etabliert hat und es üblich ist, Hochräder in
Einräder umzubauen. [207, S. 154]
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Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 20.000.
[550, S.144]
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Das James Ordinary Racer Renn-Hochrad wiegt nur 7kg. [58]
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Unter 94 englischen Fahrradmodellen gibt es nur noch zwei Hochräder. Aber schon 5 Damenräder. [58]
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Das Modell
„Ladies Rover“ von John Kemp Starley mit Vollgummireifen, Stempelbremse auf das
Vorderrad, Federsattel und Kettenschutz, kommt auf den Markt. [130][231]
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Die „League of American Wheelman“ schreibt in ihrer Zeitschrift „Bicycle“:
„Je eher die Radfahrerin von der Strecke gebuht wird, desto besser für unseren Sport.“
[534]
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Paul de Vivie wird am Pass von einem Pfeife rauchenden und Zeitung lesenden Radfahrer überholt [161].
In der Folge montiert er unterschiedliche Kettenblätter für verschiedene Übersetzungen. [55]
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In Belfast gewinnt der Ire Willie Hume das erste Rennen mit luftgefüllten Reifen gegen den nationalen
Meister Arthur du Cros. In Liverpool wird sein Fahrrad in einem Schaufenster eines Fahrradgeschäftes ausgestellt, was so einen Menschenauflauf verursacht, dass die Polizei geholt wird, um Bürgersteig und Straße zu räumen. [4]
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Der Amerikaner A. P. Morrow läßt den Freilauf patentieren. Unter Radfahrern ist das zunächst
umstritten. [113]
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Es werden Patente für die Felgenbremse erteilt. [130]
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Belgisches Patent an Fabrique Nationale Herstal für ein kettenloses Fahrrad mit Wellenübertragung auf
das Hinterrad. [130]
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Die Fahrrad-Fabrik Rothgiesser & Co verkauft Fahrräder mit „Polsterreifen“: Vollgummireifen
mit verschieden großen Hohlräumen.
[550, S.25]
→1886
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Der Spielzeug-Unternehmer Adolph Schoeninger gründet in Chicago die Western Wheel Works, eine
Fabrik für Fahrräder. Mit seiner Methode Stahl kalt zu pressen, statt wie bisher zu erhitzen und dann zu formen, kann er Fahrräder schneller und preisgünstiger produzieren und sie damit einem größeren Publikum zugänglich machen. Dieser Prozess wird später in der Automobilindustrie übernommen. [278][279]
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England hat 30 Bataillone mit Fahrradabteilungen. [130]
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Auf der Pariser Weltausstellung erhält das Fahrrad, wie wir es heute kennen, seinen neuen Namen:
Vélocipède bicycle (zweirädriger Schnellfuß) und wird einem breiteren Publikum vorgestellt.[34]
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Um 1890, kurz bevor sich die Luftreifen durchsetzen, gibt es Experimente, das Durchschütteln
auf den (noch) schlechten Strassen, mit drei Rädern hintereinander(!), zu verhindern.
Bei einigen Modellen werden das Vorderrad und das Hinterrad gelenkt.
Das funktioniert zwar gut, aber durch das damit verbaute Gestänge, mehr Rahmen-Material um
das dritte Rad aufzunehmen und eben das dritte Rad, sind diese Fahrräder sehr schwer.
Gewicht und die Mehrkosten der aufwändigen Konstruktion verhindern eine weite Verbreitung.
Mit dem Durchsetzen der wechselbaren Luftreifen, verschwinden die dreirädrigen Modelle
schnell wieder vom Markt.
[521, S.26, 27]
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Die Brüder Michelin erfinden den wechselbaren Luftreifen. [201]
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Der britische Erfinder Charles Kingston Welch läßt den Drahtreifen mit Schlauch patentieren. Dunlop
erwirbt das Patent und produziert die wechselbaren Reifen in großer Stückzahl. [130]
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Ein Radrennen bei Niagara-Falls gewinnen die Engländer mit luftgefüllten Reifen. Es besteht Bedarf an
einem Fahrradventil, das von dem aus Hannover stammenden Amerikaner August Schrader ab 1891 produziert wird. Wir kennen es heute als Autoventil. [2]
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Thomas Humber entwickelt den Diamantrahmen (Fünfeckrahmen) [130]. Er ist stabiler als der bisher
verwendete Kreuzrahmen. [111]
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Nachdem erste Niederräder (entspricht im äußeren Erscheinungsbild dem heutiger Fahrräder) in Rennen
gegen Hochräder gewinnen können, setzt sich das Niederrad durch. [202]
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Ein junger russischer Leutnant radelt von St. Petersburg nach London, rund 122km am Tag. [467]
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Peugeot bietet Prämien für die Entwicklung fliegender Fahrräder.
[521, S.99]
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Das Fahrrad ist das schnellste Fortbewegungsmittel, das auf Straßen unterwegs ist. [467]
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Ein Fahrrad kostet 230,-Mark. [151]
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Auf vielen Radrennen müssen Distanzen von mehr als 500km bestritten werden.
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Nachdem er bei einem Ausritt von einem Fahrrad überholt wird [521, S.37], erwirbt
Albert Augustus Pope (1843-1909) nahezu alle U.S. Patente für Fahrräder. Fast jeder Fahrrad-
Hersteller in den U.S.A. muß etwa 10 US-Dollar Lizenzgebühr für jedes gefertigte Fahrrad zahlen. Damit baut er ein Imperium auf.
Seine Marke heißt „Columbia“ und basiert auf ein Patent von Lallement. Mitte der 1890er, die Höhe des Fahrradbooms in den U.S.A., fertigt Pope pro Jahr eine Millionen Fahrräder [216]. Die automatisierte Fertigunsstrasse wird eines Tages Markenzeichen der Autoindustrie. Die Mitarbeiter dürfen sich über Fahrradparkplätze, private Schließfächer, subventionierte Mahlzeiten und eine Bibliothek freuen [467]. Pope setzt sich auch für bessere Radwege ein. Er wurde in die United States Bicycling Hall of Fame aufgenommen. [216]
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Bei Leipzig findet das erste Radrennen (auf Dreirädern) für Frauen im Deutschen Kaiserreich statt.
Die Siegerin erhält eine Brosche und eine Schürze aus Seide. [151]
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Der menschliche Genpool wird beeinflußt: Kirchenbücher in England zeigen einen deutlichen Anstieg
der Hochzeiten zwischen den Dörfern während der Fahrradwelle. Moralapostel merken an, dass die jungen Leute oft schneller seien, als ihre älteren Anstandsdamen. [467]
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Sattelstütze mit erweiterter horizontaler Verstellmöglichkeit ermöglicht es Heranwachsenden bereits ein
Erwachsenenfahrrad zu benutzen. [49]
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In Einbeck baut August Stukenbrok eine Fahrradfabrik auf, die mit einem Versand direkt an die Kunden
verkauft. Es ist damit der zweite Versandhandel überhaupt im Deutschen Kaiserreich [276]. Im ersten Geschäftsjahr verkauft er 28 Fahrräder, 5 Jahre später hat er schon 30 Angestellte und Handwerker. Die Verkaufszahlen verdoppeln sich von Jahr zu Jahr.
Die Produktpalette wird im Laufe der Zeit erweitert, während zuerst nur Fahrräder und Ersatzteile verkauft werden, kommen bald Werkzeug, Fahrradzubehör, wie Klingeln, Hupen, Lampen dazu, Halterungen für die Taschenuhr am Fahrrad, Säbel- und Gewehrhalter, aber auch Mittel um Hunde zu verjagen, wie Peitschen,
„Hundekanonen“, Schreckschußpistolen und Spritzapparate, die mit verdünntem Essig, Spiritus oder Ammoniak gefüllt werden [275]. Ab 1906 kommen u.a. Waffen und Jagdartikel, Ferngläser, Nähmaschinen, Uhren, Fotoapparate, Gold- und Silberwaren, Spielwaren, Christbaumschmuck, Grammophone und Musikinstrumente dazu. Die Auflage des ersten Versand-Kataloges betrug 80.000 und 20.000 wurden noch nachgedruckt.
Seine Marke „Deutschland-Fahrrad“ wird später auch unter dem Namen „Teutonia“ bekannt. [275, Vorwort]
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