Die Geschichte vom Einrad, Einradhockey und RADLOS



-Einrad im Zirkus
-Radrennklassiker
-Luftreifen
-Hockeyvereine


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  • Der Radsportler und Journalist Richard J. Mercredy erfindet im County Wicklow in Irland das Radpolo. Durchaus verwandt mit Einradhockey. [48]

  • Die englische Landesverband für Bandy wird gegründet. Danach verbreitet sich das Spiel rasch in Europa. [28]

  • Das erste Bandy-Länderspiel findet zwischen Großbritannien und den Niederlanden statt. [28]

  • In Nottingham werden die ersten Fußballtore mit Netzbespannung aufgestellt. [46]

  • In der Schweizer Armee werden Radfahrregimenter gegründet. Die Soldaten müssen allerdings ihre eigenen Fahrräder mitbringen. Erst 1905 werden eigens für die Armee Fahrräder hergestellt. [131]

  • Das 26te Middlesex Cycle Regiment nutzt im Manöver ein Maschinengewehr auf zwei nebeneinander verbundenen Fahrrädern. Das Gefährt ist aber so schwer, dass es bergauf von weiteren Fahrrädern abgeschleppt werden muß. [212]

  • In den Fachblättern entbrennt eine rege Diskussion über die Einstufung von Berufsradfahrern. [595; S. 29]

  • Der französische Radrennfahrer Charles Terront gewinnt die erste Austragung des Rennens Paris-Brest- Paris (1200km [148]) mit den neu entwickelten Michelin-Luftreifen und wird damit zum berühmtesten Mann Frankreichs. Zehntausende Zuschauer erwarten ihn nach über 71 Stunden. Er erringt zahlreiche weitere Erfolge in Rennen und Langstreckenfahrten. Enorme Startgelder, Bestseller seiner Memoiren, kostenlose Loge in der Pariser Oper und zahlreiche Bankette sind seine Belohnung. [130][139]
    Frauen, die sich für das Rennen anmelden wollten, wurden abgelehnt.[151]

  • Der Radrennklassiker Bordeaux-Paris wird bis 1988 für Profis ausgetragen und gilt lange Zeit mit 600km als längstes europäisches Eintagesrennen. [150]

  • Die erst zwei Jahre zuvor gegründete Western Wheel Works in Chicago produziert bereits 25.000 Fahrräder pro Jahr. 1893 sind es 57.000 und 1896 sind es 70.000. Zeitweise sind 1000 Mitarbeiter beschäftigt. [279]

  • Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 55.000. [550, S.144]

  • Louis Baudry de Saunier veröffentlicht ein Buch, in dem er die Erfindung der zweirädrigen Laufmaschine Célérifére in Paris 1791 umschreibt. Diese Aussage gilt heute aber als Fälschung, um das Buch zu einem Jubiläum zu veröffentlichen. Leider wird das Buch oft zitiert. [29] →1791, →1790er

  • Der Deutsche Radfahrer Bund versucht noch lange an den Hochrädern im Kunstradfahren festzuhalten. [595, S.40]

  • Im Deutschen Radfahrer Bund wird das Hochrad als „Königin der Maschinen“ und das Niederrad als „Zwergenrad“ bezeichnet. Das Hochrad erscheint dem Bund würdiger für das Kunstradfahren. [595, S.40]

  • Der 18jährige Franzose Tellier fährt mit dem Einrad von Paris über Villeneuve Saint Georges, Lieusaint, Melun zurück nach Paris, 80km in 9 Stunden 15Min. [595, S.25]



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  • Die Produktion von Hochrädern läuft aus. Die letzten haben Luftbereifung. [58]
    Insgesamt wurden 1870-1892 rund 200.000 gebaut. [130]

  • Damenräder erhalten Luftbereifung. [231]

  • Opel baut sein erstes Niederrad.
    Ohne das später überall übliche Sattelstützrohr, sieht es dem wenige Jahre zuvor erschienenen revolutionären Rover, sehr ähnlich. Bis auf die gerade Gabel ist der Rahmen des Rover „geschwungener“. [550, S.101][B169]

  • In „Economic and Social Influences of the Bicycle“ prophezeit der Autor sauberere, grünere, ruhigere Städte mit glücklicheren, gesünderen und nach außen orientierten Bewohnern. Dank des Fahrrades sehen junge Menschen mehr von der Welt und erweitern ihren Horizont. [467]

  • In einem Interview kurz vor seinem Tod 1972 berichtet Sebastian Merrill Neuhausen (99), dass er ein Hochrad nur auf dem Vorderrad gefahren sei. [207, S. 152] In Jack Wileys Einradbuch wird gemutmaßt, dass es wohl Wettbewerbe gab, in denen Kinder ausmachen, wer am weitesten auf einem Rad fahren könne, ähnlich heutigen Kindern, die auf den Hinterrädern um die Wette fahren. [207, S. 152]

  • Sebastian Merrill Neuhausen kauft ein Safety-Bicycle und lernt sehr schnell, es nur auf dem Hinterrad zu fahren. [207, S. 154]

  • Im Leipziger Krystallpalast werden im Rahmen des Sportfestes des Sächsischen Radfahrerbundes verschiedene Einradmodelle präsentiert. Darunter Ultimate und umgebaute Hochräder. [222, S. 168] →siehe Kapitel „Fehler“

  • 1892 und 1893 wird der mehrfache Deutsche Meister Gustav Braunbeck aus Heilbronn Europameister im Niederrad-Kunstradfahren bevor er sich dem Motorsport zuwendet. [611][612]

  • In Frankreich, England, U.S.A. und nun auch im Deutschen Kaiserreich erweitern vor allem Nähmaschinenfabriken ihre Produktpalette und stellen auch Fahrräder her. [182]
    Das ergänzt sich wunderbar, denn hochwertige Teile, wie z.B. Kugellager werden in beiden Produkten verarbeitet und Nähmaschinen sind im Herbst und Winter gefragt, Fahrräder im Frühling und Sommer. Später kommen oft auch Schreibmaschinen in die Produktpalette.

  • Die schwedischen Brüder Fredrik und Birger Ljungström erfinden eine neue Antriebstechnik für das Fahrrad, die sich 10 Jahre auf dem Markt behauptet, bis die Probleme bei der Herstellung der Fahrradkette überwunden werden: Statt Kette und Ritzel verwenden sie Exzenter und Klavierdraht. Das Svea-Fahrrad mit Freilauf wird in Serie produziert und sieht fast so aus, wie heutige Fahrräder. Nur der Antrieb ist komplett anders. [107][109][110]

  • Die International Cyclists´ Association (ICA) wird gegründet, Vorläuferorganisation der UCI. [160]

  • Den preußischen Militärs und in Berlin ist das Radfahren verboten. [199]

  • Im Deutschen Kaiserreich werden Radfahrer militärisch nur als einzelne Melder eingesetzt. [239]

  • Nach einer Wette zwischen den Kaisern von Deutschland und Österreich wird als militärischer Übungsritt für österreichische und deutsche Offiziere das 572km lange Rennen Berlin-Wien, Wien-Berlin ausgeschrieben [198]. Der geplante gleichzeitige Start von Radfahrern wird vom preußischen Kriegsministerium unterbunden, man scheut wohl die Konkurrenz [199]. Der Sieger benötigt 71 Stunden und 40 Minuten. Sein Pferd stirbt wenige Stunden nach erreichen des Ziels, dass Pferd des Zweitplazierten am nächsten Tag. Innerhalb einer Woche verenden 30 der 250 Pferde. In der Folge wird das Rennen mit Fahrrädern ausgetragen. [198] →1893



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  • Roy Keator aus Chicago fährt ein 30“-Einrad mit Übersetzung auf 68“ ohne Sattel aber mit Lenkstange.
    Er kündigt an, eine Meile in 2 Min. 40 Sek. zu fahren. [595, S.25]
    In der Quelle wird es nur angekündigt, ob seine Fahrten auch stattgefunden haben, ist nicht belegt.

  • Im Regelwerk des Kunstradsports wird die Benutzung des Einrades für Kunstradmeisterschaften ausgeschlossen. [595, S.31][593]
    Das widerspricht den Abbildungen und Erwähnungen von Einrädern vom Ende der 1890er.

  • Um den Weltmeistertitel im Kunstradfahren zu erhalten, muß man den amtierenden Weltmeister zu einem Duell herausfordern.
    In Amerika fordert W. Barber heraus, der nach sechsstündigem Kampf unterliegt. Eine Herausforderung ist nicht günstig und so bleibt der Titel für mehrere Jahre bei Kaufmann. [595, S.38][B405, S.30]

  • Herausforderung von 1893
  • Die Produktion von Hochrädern wird eingestellt. [181]

  • Mit dem Ausschluß von Einrädern zu Kunstradmeisterschaften (laut der Examensarbeit von Arne Tilgen [595, S.31]) und der Einstellung der Produktion von Hochrädern, die selbst der Laie zu Einrädern einfach umbauen konnte, kommt es zu einem Niedergang der (großen) Einräder.
    Es kommt zu mehreren Patenten von Einrädern, die nicht auf den Umbau von Hochrädern beruhen.
    Einräder sieht man nur noch selten und werden bald zu einem Zirkusrequisit.

  • In Preußen wird das Mindestalter, um ein Fahrrad fahren zu dürfen, auf 14 Jahre herabgesetzt, da sich das neue Verkehrsmittel rasch verbreitet. Allerdings müssen Radfahrer eine Radfahrkarte mit sich führen. (→1847) [121]

  • Unter dem Markennamen Lu-Mi-Num stellt St. Louis Refrigerator and Wooden Gutter Co Fahrräder mit Aluminiumrahmen vor. [130]

  • Die 16jährige Engländerin Tessie Reynolds, Tochter eines Fahrradhändlers, fährt die 176km von Brighton nach London in der Rekordzeit von 8 Stunden und 38min auf einem Herrenrad. Ihr von ihren Schwestern geschneideter „rationaler Anzug“ ist eine Sensation und Skandal. Als sie mit 18 einem Radsportclub für Frauen beitreten möchte, wird sie abgelehnt. [151][152]

  • In Berlin findet mit 8 Teilnehmerinnen das erste Radrennen für Frauen auf Niederrädern im Deutschen Kaiserreich statt. [151]

  • Die Distanzradfahrt über 582,5km von Wien nach Berlin ist das bedeutendste deutsche und österreichische Straßenrennen vor dem ersten Weltkrieg und leitet einen Fahrradboom in beiden Ländern ein. [199] Die Zeitnehmer besteigen mit ihren Stoppuhren den Eilzug in Wien und sind gerade mal doppelt so schnell, wie die Radfahrer. [550, S.125] Der Favorit August Lehr geht das Rennen zu schnell an und muß nach einem Sturz früh aufgeben[604]. Nach 31 Stunden und einer Minute siegt der Münchner Josef Fischer und ist damit mehr als doppelt so schnell wie ein Jahr zuvor das Rennen zu Pferd. Schwere Gewitter fordern zahlreiche Aufgaben. Das Rennen bedeutet den Beginn des Straßenradsports im Deutschen Kaiserreich. Es wird noch 1908, 1911, 1912, 1913 und 1914 ausgetragen. [199][B194]

  • Am Start
  • Die Brüder Wilbur (1867-1912) und Orville (1871 - 1948) Wright eröffnen in Dayton in Ohio eine Fahrradreparaturwerkstatt. 1895 erweitern sie ihr Unternehmen mit selbst entwickelten Fahrradmodellen. Bis 1900 entstehen rund 300 Fahrräder in Einzelanfertigung. In Fragen der Balance, Leichtbauweise und Kettenantrieb in ihren ersten Flugzeugen, greifen sie auf Erfahrungen aus ihrer Fahrradwerkstatt zurück. Aerodynamische Experimente werden an einem Fahrrad als Versuchsträger durchgeführt. Sie gelten als die Pioniere des motorisierten Fluges. [448][467]

  • Die ICA richtet, anlässlich der Weltausstellung in Chicago, die erste Weltmeisterschaft im Bahnradsport aus. [160]

  • Zur Weltausstellung in Chicago konstruiert George Washington Gale Ferris das erste moderne Riesenrad. Kleinere Modell aus Holz sind bereits bekannt. Das Ferris Rad hat einen Durchmesser von 76,2m und trägt 36 Gondeln für je 60 Personen. Bei der Konstruktion orientiert er sich am Speichenprinzip der Hochräder. Auf die weitere Entwicklung der Riesenräder wird hier nicht weiter eingegangen. [468]

  • Der deutschstämmige Amerikaner August Schrader erfindet die Ventilkappe. [1]

  • Patent einer stangenbetätigten Felgenbremse. [60]



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  • Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 120.000. [550, S.144]

  • 89,5% aller neuen Fahrräder sind mit Luftreifen ausgerüstet. [130]

  • Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp tritt der allgemein vertretenen Ansichten von Ärzten entgegen:
    „Man glaubt, dass durch das Radfahren viele frühzeitig gebrechlich fürs ganze Leben werden . . . Es ist meine vollste Überzeugung, dass das Radfahren nicht bloß nicht nachteilig ist, sondern dass es große Vorteile haben kann, und warum? Je mehr unsere Glieder in Bewegung kommen, je mehr vermehren sich die Kräfte, dass so ein Weichling, ein Schwächling, durch gute, richtige Übung seine Kraft ums Doppelte und Vierfache vermehren kann.[...] “ [552; S.10]

  • Im deutschen Militär werden erste Radfahrabteilungen aufgebaut. [239]

  • Bei der 590km langen Fernfahrt Mailand-München geht es über den Brennerpass. Der Sieger Joseph Fischer, bereits Sieger von Wien-Berlin, benötigt 29 Stunden und knapp 33 Minuten (zum Vergleich: der Postzug ist 38 Stunden unterwegs). 19 von 46 Fahrer kommen ans Ziel. [162][604]

  • Beim 7-Stundenrennen in München legt Josef Fischer 258,5km auf dem Rad zurück. Sein Kontrahent, ein Wildwest-Reiter, der sich fälschlicherweise als Sohn von Buffalo Bill ausgibt, nur 209km auf verschiedenen Pferden. [200]

  • Von Paris nach Rouen über 126km findet das erste Autorennen statt. Erster im Ziel ist ein Dampfwagen. Begleitet wird das Rennen von einem Reporter der „New York Herald“ auf einem Fahrrad. [166, S.38,39]

  • Alfred Vacheron fährt bei diesem Rennen ein Auto der Marke Panhard, er hat es mit einem Lenkrad ausgerüstet. [167]

  • Bambusfahrrad. [130]

  • In einem Magazin werden Muster für „Fahrradanzüge“ für Frauen veröffentlicht: Es zeigt einen Anzug, der um die Beine geschnallt werden kann, um die „skandalösen“ Knöchel zu verdecken. Nach dem Radfahren kann der Rock enger geschnallt werden, um einen „damenhaften“ und traditionellen Look zu erzielen. Bisher wurde empfohlen, Blei oder kleine Steinchen in Röcken einzunähen, damit diese nicht hochgeweht werden. [219]

  • Anna Kopchovsky (24) fährt als erste Frau mit dem Fahrrad um die Welt. [151][467]

  • In Leipzig findet die Europameisterschaft im Kunstradfahren statt.
    In „Illustrirte Zeitung“ vom 10.3.1894 sind Bilder mit den Kunstradfahrern Nick Kaufmann (1-6, U.S.A.) und Auguste Gouget (7-10, Frankreich) abgebildet, auf denen sie u.a. einrädrig mit dem Hochrad fahren und auf zu Einrädern umgebauten Hochrädern springen, über eine Wippe und ein Ultimate fahren. [222, S. 169]



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  • William Spears Simpson erfindet die Simpson-Hebelkette, bei der das vordere Kettenblatt an den inneren Bolzen und das hintere Ritzel an den äußeren Bolzen der dreieckförmigen Kettenglieder greifen. Das System setzt sich nicht durch. [117][B036]

  • Im Katalog der Jean Compagnie Générale des Cycle wird von Jean Loubeyere das erste echte Schaltwerk vorgestellt: Polycelere. [55]

  • Die niederländische Frauenbewegung „De Evolutie“ propagiert das Radfahren „[...] als Akt der Befreiung, mit dem die Frauen der Enge und erstickenden Atmosphäre der Stadt entfliehen und ihr Bedürfnis nach körperlichen Entwicklung stillen könnten.“ Bisher waren Frauen zu eher bewegungsarmen Tätigkeiten, wie Handarbeiten erzogen worden. Der Radsport hat auch modische Auswirkungen, lange Röcke und Korsetts sind beim Radfahren hinderlich und Frauen gehen zunehmend dazu über, Röcke zu kürzen, Hosenröcke oder Pumphosen zu tragen.
    Ärzte befürchten, Radlerinnen können sich diverse Krankheiten zuziehen, wie Geschwüre oder unfruchtbar machen. →1896 [151]

  • Die erste Zeitschrift für fahrradfahrende Frauen erscheint in Dresden: Draisena. Sie wird 1901 wieder eingestellt. [153]

  • In einer schwedischen Zeitung wird darüber berichtet, wie weit verbreitet das Radfahren unter Frauen in den Hauptstädten Europas ist: Berlin 120, Hamburg mehr als 300, Frankfurt 200, Wien 600, London 2000, Paris 5000. [219]

  • In Nürnberg finden über zwei Tage mehrere Radrennen für Damen statt. Dazwischen ein Einradrennen für Herren, an dem sich aber nur zwei Fahrer beteiligen, von denen einer stürzt. (Der Sieger benötigt für die 2x400m 2min 23sec. (Radgröße nicht bekannt)) Dazu gemischte Tandemrennen und Rennen für Damen und Herren, wobei die Damen verschiedene stärkeabhängige Vorsprünge bekommen. Spontan gibt es noch ein Rennen zwischen einer Radfahrerin und dem Restaurateur zu Pferd über 4 Runden, welches von der Radfahrerin gewonnen wird, weil das Pferd zwei mal ausbricht. [604]

  • In Köln findet die dritte Radrennweltmeisterschaft statt. Zum ersten Mal werden Weltmeister der Berufsfahrer ermittelt. Leider verbinden die Deutschen die Veranstaltung mit Feierlichkeiten zum 25 Jahre zuvor errungenen Sieg über Frankreich. Franzosen und weitere ausländische Stars verweigern die Teilnahme. Die erste WM mit einem politischen Boykott. [604]

  • Der evangelische Pfarrer Karl Rüppell legt sich als erster Seelsorger in der Kircheninspektion Verden ein Fahrrad (Adam Opel Rüsselsheim) für 225Mark zu. Es soll seine Gemeindearbeit, im besonderen die Erreichbarkeit der Außendörfer, erleichtern. Nach nur drei Jahren war, aufgrund der schlechten Wege, ein neues Fahrrad (215Mark) fällig. 1904 das dritte für 140Mark.
    Es sind einige der wenigen nicht technischen Berichte über Fahrräder, sondern geben die Lebensumstände, Praxistauglichkeit und Haltbarkeit von Fahrrädern und der Strassenzustände um die Jahrhundertwende wider. Mit den Pneumatik-Luftreifen sei das Fahrrad von einem wenig benutzten Sport-Mittel zu einem allgemein gebrauchten Transportmittel geworden. [550, S.99-101]

  • Das Fahrrad ist in allen Bevölkerungsschichten weit verbreitet. [550, S.100]

  • Übungssaal der Adler Fahrradwerke in Frankfurt. [552; S.45][B168; S.44,45]

  • Fahrradhersteller auf der ganzen Welt drängen auf den Markt, um ihre eigenen Modelle anzubieten. Hunderte von neuen Unternehmen schießen aus dem Boden, um die große Nachfrage zu befriedigen. Auf der Stanley Bicycle Show in London stellen rund 200 Fahrradhersteller 3000 Modelle aus. [467]

  • Ab 1895 taucht das Hochrad in den Ausschreibungen zum Kunstradfahren nicht mehr auf. [595, S.40]

  • Die in den U.S.A. für das Militär liefernde Fahrradfirma „Pope Manufacturing Company“ konstruiert ein dreirädriges Fahrrad mit einer leichten Kanone darauf. [212]
    Es folgen viele weitere Fahrradmodelle für den Kriegseinsatz, meist ausgerüstet mit Maschinengewehren und zu zweit zu bewegen. Hier wird nicht weiter darauf eingegangen.

  • Erstes Länderspiel im Hockey: Wales unterliegt Irland mit 0:3. [96, S. 48]

  • Der Amerikaner Seard Thomas Johnson erfindet die Nabenschaltung. Sie hat zwei Gänge. [54]

  • James C. Anderson aus Illinois erhält das Patent für ein Einrad mit zwei Stützrädern (je eins vorne und hinten), verstellbarer Lenkstange, Löffelbremse und Übersetzung über ein Zahnrad. [575][B408]

  • James C. Anderson aus Illinois erhält das Patent für ein Einrad mit Riemenantrieb, wie es bei den Star-Bicycles ab 1881 üblich war. Die Idee ist faszinierend, weil es so deutlich vom uns gewohnten System abweicht: Es hat KEINE Pedale und Kurbeln, sondern Fußplatten, die mittels Hebel an auf der vergrößerten Achse aufgewickelten Riemen ziehen, das Rad antreiben und sich im Leerlauf mittels Feder wieder neu aufwickeln. In der Zeichnung ist der Mechanismus kaum zu erkennen, in der Patentschrift aber eindeutig beschrieben.
    Zwei Rädchen, die entweder vorne oder hinten auf das Rad drücken, sollen bei der Balance helfen. [576][B409]
    →1881 Star-Bicycle
    Da dieser Antrieb nur für einen Vortrieb sorgt und einen Leerlauf hat, dürfte diese Konstruktion auch für einen geübten Einradfahrer sehr schwer zu fahren gewesen sein.
    Die Funtkionsweise der kleineren Rädchen ist mir nicht ersichtlich.

  • Die erste Kunstradweltmeisterschaft bei der auch einige schöne Tricks auf dem Einrad gezeigt werden. [441]



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  • Mit 7 Teilnehmern aus 3 Ländern wird Straßenrennen Olympisch [172]. Für Frauen erst 1984. [151]

  • Bahnradsport Sprint wird Olympisch. Für Frauen erst 1988. [173]

  • Der Radrenn-Klassiker „Rund-um-Berlin“ wird erstmals ausgetragen. Er gilt als der älteste Klassiker des deutschen Radrennsports und Anreger zahlreicher Rennen mit der Bezeichnung „Rund-um...“.
    Bis 2008 wurde das Rennen 95 Mal ausgetragen. [149]

  • Der deutsche Josef Fischer (1865-1953) gewinnt den erstmals stattfindenden 280km langen Radklassiker Paris-Roubaix und gilt als bester Strassenfahrer der Welt. Er ist der erste bedeutende deutsche Straßenradrennfahrer. [200]
    Am Ziel reagieren die Zuschauer geschockt, denn er ist voller Ruß, Schlamm und getrocknetem Blut von den zahlreichen Stürzen. Mehr als die Hälfte der gemeldeten Fahrer tritt erst garnicht an, wegen des schlechten Wetters und nachdem sie von den schlechten Strassenverhältnissen erfahren. [521, S.24]
    Erst 2021 findet dieses Rennen auch für Frauen statt. [70]

  • Erster Superstar des Radsports ist der Amerikaner Marshall Walter Taylor. Er stellt im Laufe seiner Radsportkarriere 7 Weltrekorde auf. Sein Rekord für die schnellste Meile aus dem Stand von 1:41 bleibt 28 Jahre ungebrochen. [467]

  • Bildung eines Rennfahrerverbandes für Berufsradfahrer. [595, S. 29]

  • Das britische Fahrradmodell „Senior Wrangler Scorcher“ ist eines der ersten mit zwei Bremsen. [521, S. 35]

  • Der irische Journalist und Erfinder Ernest Monnington Bowden (1859-1904) meldet in England den Bowdenzug zum Patent an. Weitere Patente dafür folgen in den nächsten Jahren in verschiedenen Ländern. [141][142] Mit der Technik zur Umlenkung von Kräften werden heute nahezu alle Gangschaltungen und ein Großteil von Handbremsen betrieben.
    Bis dahin werden Bremsen direkt betätigt, z.B. über ein Pedal oder bei größeren Abständen, z.B. bei Hochrädern mittels Schnüren die über Rollen geführt werden, oder über ein Gestänge mit Gelenken. [521, S.18]

  • Der Engländer William Reilly erfindet (auch) die Nabenschaltung. Die Firma „The Hub“ produziert sie 1898. [54]

  • Der Radfahrerverband „Solidarität“ wird in Offenbach am Main gegründet. Mit dem Namen Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität dokumentiert der Verein die Zugehörigkeit zur Arbeiterbewegung.[179] Bisher waren Arbeiter ausgeschlossen, die sich allmählich erste Räder leisten können (Ein Arbeiter gemeinsam in einem Club mit Bessergestellten war fast undenkbar.[604]) . Neben dem Saalsport im DRB wird nun auch hier das Einradfahren betrieben. Durch die Auffassung der zumeist sozialdemokratisch gesinnten Arbeiter, Rennen würden den Kapitalismus fördern, bestehen die Aktivitäten in gemeinsamen Touren und dem Hallenradsport mit dem Schwerpunkt Reigenfahren. [595, S.43] Er wird 1933 von den Nazis verboten. [179]

  • Der deutsche Radfahrer-Bund (Vorläufer vom BDR) versucht Radrennen für Damen im Deutschen Kaiserreich zu unterbinden. [151]

  • In einem Artikel der New York World sagt die amerikanische Frauenrechtlerin Susan B. Anthony: „Ich denke, es hat mehr für die Emanzipation getan, als irgendetwas anderes auf der Welt. [...] Ich freue mich jedes Mal, wenn ich eine Frau auf einem Fahrrad sehe. Es gibt Frauen ein Gefühl von Freiheit und Selbstvertrauen.“ [151]

  • Maria E. Ward, Autorin von „Bicycling for Ladies“, dem ultimativen Leitfaden für Radfahrerinnen, schreibt, dass eine Frau, die eine Nadel oder eine Schere benutzen kann, auch andere Werkzeuge benutzen kann. [219]

  • Es wird als Fortschritt bezeichnet, dass das Belästigen von Radfahrerinnen immer strenger bestraft wird. [604]

  • Der Amerikaner Nick Kaufmann (später Berliner) fährt auf der Parade beim Radfahrer-Bundestag in Halle ein zweirädriges Eifelrad: Ein hohes 4 bis 5m hohes Fahrrad, was in der Konstruktion an den Eiffelturm erinnert. Diese Räder der Firma Brennabor (um die Jahrhundertwende) wurden auch einrädrig gebaut. [57]
    Später gründet und unterstützt er mehrere professionell auftretende Kunstradgruppen. Seine Räder sind heute in Museen zu besichtigen. [56]

  • Gustav Brand fertigt in Wien Kunstfahr-Hochräder und Einräder.
    Er hat das Patent für eine Hinterradfederung für Hochräder.
    Eine Fahrradzeitschrift berichtet: „Empfehlenswerte mechanische Werkstätte für Reparaturen von Fahrrädern.“ [568]

  • In Bonn findet das erste Wettspiel im Hockey statt: englische Schüler des Pädagogiums Bad Godesberg gegen deutsche Schüler des Bonner Königlichen Gymnasiums. [15]



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  • Um die Nützlichkeit des Fahrrades für das Militär zu demonstrieren, fährt das 25. Regiment der U.S.- Army, die afroamerikanische Einheit Buffalo Soldier, 3000km von Fort Missoula in Montana nach St. Louis in Missouri. Mit voller Ausrüstung über schlammige Pisten legen sie rund 80km am Tag zurück. Damit sind sie doppelt so schnell, wie eine Kavallerieeinheit, zu einem Drittel der Kosten. [467]

  • New York City erläßt die erste Strassenverkehrsordnung der U.S.A. um der wachsenden Zahl der Raser Einhalt zu gebieten. Der Polizeikommissar Teddy Roosevelt, führt eine Fahrradstaffel ein. [467]

  • Den weiblichen Mitgliedern des Deutschen Radfahrer-Bund (Vorläufer vom BDR) wird das Stimmrecht aberkannt. [151]

  • Susanne Lindberg fährt in Dänemark mit dem Fahrrad die 1000km in 54,5 Stunden und ist damit um 2 Stunden und 50min schneller als der bisherige männliche Rekordhalter. [151]

  • In „Sport im Bild“ erscheint ein Artikel über das Radfahren in Schweden: es gibt keine Frauensportvereine, weil das Radfahren der Frauen etwas Alltägliches ist und jeder Radsportverein aus Damen und Männern besteht. Im Verein sind Frauen auch stimmberechtigt. „Die deutsche Radfahrerin ist einstweilen noch weit entfernt von der sportlichen Freiheit, deren sich ihre schwedischen Kollegin erfreut...“ [151]

  • Die deutsche Jahresproduktion von Fahrrädern beträgt etwa 350.000. [130][550, S.144]



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  • Arnold Buchner (14) tritt bis 1902 mit einer Einrad-Nr. in einem Zirkus in den Weststaaten auf. U.a. steigt er während der Fahrt von einem Einrad auf ein anderes um. Er fährt eine 45° geneigte Leiter hinab. [207, S. 157-158] Ist er derjenige, der ein neues Requisit in den Zirkus bringt?

  • Arnz erhält das kaiserliche Patent für einen Zahnstangenantrieb für Einräder. Dabei werden Fußplatten nach unten gedrückt, die mittels Zahnstange und Zahnräder die Kraft auf das Rad überträgt. Während die Fußplatten mittels Feder in ihre Ausgangsstellung zurück gezogen werden, befindet sich der Antrieb dieser Seite im Lehrlauf. Die andere Seite übernimmt den Vortrieb. Ein „Gegenhalten“ wie wir es von Einrädern mit Pedale und Kurbeln kennen, ist damit nicht möglich. Die niedrige Anbringung der Fußplatten sollen durch einen niedrigen Schwerpunkt die Balance erleichtern. [579][595]
    Da dieser Antrieb nur für einen Vortrieb sorgt und einen Leerlauf hat, dürfte diese Konstruktion auch für einen geübten Einradfahrer sehr schwer zu fahren gewesen sein.

  • Die Gebrüder Nevoigt, Eigentümer der sächsischen Diamant Fahrradwerke, erfinden die Doppelrollenkette, die zum heutigen Weltstandard gehört. [117]

  • Der Pianostuhlhersteller Tonk Manufacturing Co. in Chicago stellt mit dem „Old Hickory“ das erste Sicherheitsfahrrad aus Holz her. Felgen und Rahmen bestehen aus 16-lagigem, laminiertem, gebogenem Hickoryholz. [521, S.29]

  • In Berlin findet Deutschlands erstes internationale Radrennen für Damen statt. Trotz hoher Eintrittsgelder ist es gut besucht. Der Radsportjournalist Fredy Budzinski: „[...] Jeder anständige Mensch werde sich aber sicherlich von einem derartigen Schauspiel fernhalten.“ [151]

  • Mit dem anzünden müssen von Strassenbeleuchtung kam der Beruf des Laternenanzünders auf. Seine Arbeit wurde erleichtert, als das Hochrad für das schnelle Fahren von Laterne zu Laterne entdeckt wurde (1870er?). Noch dazu in der richtigen Arbeitshöhe.
    Als das Hochrad vom Niederrad (Sicherheitsfahrrad) verdrängt wurde (Ende 1880er), wurden hohe Fahrräder (tallbikes) eigens für den Laternenanzünder gebaut. Wann genau die ersten tallbikes aufkamen, konnte ich nicht herausfinden. Aber das tallbike der Record Manufacturing Company von 1898 muß hier erwähnt werden, denn es hat die Modellbezeichnung „Giraffe“.
    Damit ist es die älteste Erwähnung einer Giraffe als Bezeichnung für ein muskelgetriebenes Fahrzeug, die ich bisher gefunden habe. Vielleicht die Ersterwähnung einer Giraffe? [601][B187]

  • So lange es nur wenige Fahrräder gab, wurden sie von fast allen Eisenbahnen als Freigepäck im Gepäckwagen mitgenommen. Man gibt Koffer und Räder ab und das Bahnpersonal sorgt für die Verladung. Ohne besondere Haltevorrichtungen kommt es oft zu Beschädigungen der noch kostbaren Fahrräder und Besitzer beschweren sich.
    In „Der Radmarkt“ Nr. 353 werden Aufhängevorrichtungen gefordert.
    In Frankreich wird die Eisenbahn zur Übernahme der Haftpflicht gezwungen. [550, S.126, 127]

  • Im Frühling ist das Wetter schlecht und es kommt bei der Eisenbahn zu massenhaft aufgegebenen Fahrrädern, wodurch Unregelmässigkeiten in der Abfertigung und im Betrieb auftreten. [550, S.127]

  • Die Preußische Staatsregierung führt ein, was von „Der Radmarkt“ als schädigende Einflüsse auf die Weiterentwicklung des Radfahrwesens betrachtet wird:
    -Repressive Radfahrordnung
    -Einführung einer Fahrradkarte (Führerschein)
    -Verbot mit Fahrrädern den Gehweg zu benutzen
    -neue Verfügung über die Beförderung von Fahrrädern als Passagiergepäck in Zügen [550, S.127]

  • Es laufen Versuche zur Herstellung von Vorrichtungen zur sicheren und bequemen Unterbringung von Fahrrädern im Packwagen der preußischen Eisenbahn. [550, S.127]

  • Ab Herbst ist das Ein-, Um- und Ausladen von Fahrrädern in der Eisenbahn selbst zu bewältigen. Die Fahrradmitnahme kostet 50 Pfennige.
    Bis auf wenige Ausnahmen dürfen Fahrräder in Schnellzügen nicht mehr unverpackt mitgenommen werden. [550, S.128]

  • Das Fahrradfahren ist in den U.S.A. so populär geworden, dass das „New York Journal of Commerce“ behauptet, es koste Restaurant und Theater jährlich mehr als 100 Millionen Dollar an verlorenen Einnahmen. Die Produktion von Fahrrädern wird zu einer der größten und innovativsten Industrien Amerikas. [467]

  • Der französische Hersteller Panhard führt als erster ein Lenkrad in Autos ein. 1901 folgen weitere Hersteller. Bis dahin war die „Kuhschwanzlenkung“ üblich. [167]

  • Der deutsche Ernst von Heintze-Weißenrode hat Polo in Buenos Aires kennen gelernt und gehört zu den Gründern des ersten Polo-Clubs im Deutschen Kaiserreich, den Hamburger Polo-Club. [18]



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  • Der Leiter des New Yorker Patentamtes bittet den Bürgermeister um Schliessung seines Amtes, da alles was es zu erfinden gebe, jetzt erfunden sei. [46]

  • In Berlin findet das erste Wettspiel im Damenhockey statt. [15]

  • Im Disput zwischen Radfahrern, die ihre Räder in der Bahn mitnehmen wollen und dem Eisenbahnminister ermahnt er die Radfahrer, sie möchten doch „ihre Interessen den allgemeinen Verkehrsinteressen unterordnen.“
    Die Bahn freut sich über die Fahrgäste, die mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren, wird aber von der Menge unvorbereitet getroffen, die ihre Räder im Zug mitnehmen möchten. [550, S.128]

  • Erfolgreiche Probefahrten eines für den Transport von unverpackten Fahrrädern eingerichteten Eisenbahn-Gepäckwagens. Zukünftig sollen in jedem preußischen Eisenbahnbezirk 20 Wagen mit Vorrichtungen zum Aufhängen von Fahrrädern ausgerüstet werden. [550, S.128]

  • Die deutsche Firma Mayer stellt unter dem Markennamen „Einrad“ ein Avant-Train her. Bei dieser Konstruktion ist ein Motor über dem Rad montiert, um unmotorisierte Fahrzeuge umzurüsten. Das wurde meist bei teuren Feuerspritzen genutzt, um die Kosten für ein neues motorisiertes Fahrzeug zu sparen, oder vorhandene Kutschen zu motorisieren. Die Werbung lautete: „Das billigste, einfachste und praktischste Vorspann-Automobil.“ [158][159][B037]

  • J. Müller schreibt in Der Kunst-Radfahrer - Leitfaden für jeden Freund des Radsports:
    „Wer besser vorwärts kommen will, muss sich unbedingt eine unvergleichlich stabilere Saalmaschine anschaffen, ein so genanntes Kunstrad.“ [595, S. 40]

  • Der Kunstradfahrer Nick Kaufmann fährt in seiner Aufführung auf dem Hinterrad seines Fahrrades. [207, S. 152]

  • Nachdem Safety-Bicycles mit Kettenantrieb und ohne Leerlauf sich verbreiten und Nick Kaufmann damit „einrädrig“ auftritt, wird die „Giraffe“ erfunden. Sein Neffe Frank Kaufmann behauptet, Mit-Erfinder zu sein. [207, S. 155]

  • Lou Lacher stirbt 1965 mit 82 Jahren. In seinem Nachruf wird erwähnt, dass er der erste war, der mit dem Einrad über ein Drahtseil fuhr. Vor der Jahrhundertwende in New York City. [207, S. 153]

  • Die erste Tour de France findet statt, aber (bisher) nur mit Autos. [162]

  • Der deutsche Raketenpionier (lenkbares Luftschiff, Hubschrauber (Erstflug 1901) , Explosionsmotor) Johann Hermann Ganswindt entwickelte bereits als Schüler einen Freilauf für Fahrräder, den er später in Berlin auch produzierte. 1899 erhält er in den U.S.A. das Patent für einen Antrieb für ein Einrad, das man stehend fährt: Durch Niederdrücken von Fußplatten wird mittels einfachem Flaschenzug Riemen von der Einradachse gewickelt, die das Rad antreiben und sich wieder aufwickeln. Der sehr niedrige Schwerpunkt soll das Fahren erleichtern. Mit der Lenkstange erinnert es an ein heutiges Segway mit Sturzsicherungen vorne und hinten.
    Eine Erweiterung sieht eine Übersetzung vor. [578][596][B411]

  • Hubert Anton Boes aus Kevelaer erhält in einigen europäischen Ländern das Patent für einen Antrieb für Einräder. Das Patent in den U.S.A. folgt ein Jahr später. Auf Schlitten geführte Fußplatten bewegen Zahnstangen, die über Zahnräder das Rad antreiben. Damit bewegen sich die Füße nicht kreisförmig, sondern senkrecht hoch und runter.
    Eine Erweiterung sieht eine Übersetzung mittels Planetengetriebe vor. [580][B412]

  • Louis Schutte aus Philadelphia erhält das Patent für einen Antrieb für Einräder. Hier wird die Kraft nicht über eine kreisförmige Bewegung der Füße mittels Kurbeln übertragen, sondern über schwingende Fußplatten in einer dem Gehen ähnlichen Bewegung.
    Erweiterungen sehen eine Kraftübertragung mittels Handhebel (Fig 6), eine Kombination aus Handhebel und Füßen (Fig 5) und eine Übersetzung (Fig 7) vor. [581][B413]



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  • Die Firma Continental wirbt auf einem Poster mit einem Einradfahrenden Clown für ihre Reifen. [220][B186]

  • Der Weltverband Union Cycliste Internationale (UCI) wird in Paris gegründet. [160]

  • Im Deutschen Kaiserreich wird eine Doppelmitgliedschaft von Deutscher Radfahrer Bund (DRB) und Arbeiter Radfahrerbund Solidarität (A.R.B.S.) verboten.
    Die beiden großen Radfahrerverbände gelten als „Gegner“.
    Aus den Kreisen des A.R.B.S. rekrutieren sich um 1900 sehr viele Kunstradfahrer, die auch Einradfahren mit im Programm haben. [595, S.43]

  • Das Wort „Fahrrad“ wird in den Duden aufgenommen. [130]

  • Das Deutsche Kaiserreich ist führend in der Fahrradproduktion. [288]

  • Die weltweit größten Fahrradfabrikanten haben ihren Sitz im Deutschen Kaiserreich. [294]

  • Fichtel & Sachs läßt sich nach amerikanischen Vorbildern (es wird eine Lizenz bezahlt) eine Freilaufnabe mit Rücktrittbremse patentieren, die sich nach Bedarf abschalten läßt. Die Rücktrittbremse sorgt für mehr Sicherheit. [207, S. 152][295]

  • Obwohl von Anfang an bei Radrennen auch Frauen teilnahmen und Erfolge verbuchen konnten, verbieten nun einige Verbände ihnen die Teilnahme. Darunter auch der Deutsche Radfahrer-Bund (Vorläufer des BDR) bis 1967. [151]

  • Der Bonner Arzt Dr. med. Schiefferdecker schreibt:
    „[...] So wie nun aber diese Erregung, diese Anstrengung des Körpers einen zu hohen Grad erreicht, wird in dem gleichen Masse eine Schädigung nicht nur der gerade tätigen Muskulatur, sondern eben auch der verschiedensten Organe eintreten können; [...] So können die Muskeln, die Gelenke zu stark angestrengt werden, so das Nervensystem, die Lungen, das Herz, so die Nieren, [...] so die Augen, die Nase, der Kehlkopf. [...]
    Bei fehlerhaftem Sitz können weiter die Verdauungsorgane geschädigt werden, die äusseren Geschlechtsorgane, die im Damm liegenden Teile, die Wirbelsäule, die Armmuskeln, die Augen u.s.w. [...]
    Der Radfahrer kommt oft in die Lage, Sonnenbrand und Hitze, stärkeren und eventuell kalten Wind, Staub und Nässe ertragen zu müssen: dazu kommt das eventuell auf der Chaussèe sehr störende, blendende Licht. Die starke Erhitzung beim Radfahren kann mit einer plötzlichen Abkühlung wechseln, und so können Erkältungen herbeigeführt werden.
    [...] man muß ihn [den Radfahrer] von vornherein eingehend auf die Gefahren desselben aufmerksam machen.“ [552; S.8,9]

  • Die nur wenige Jahre zuvor sehr erfolgreiche Fahrrad Fabrik Western Wheel Works in Chicago geht aufgrund fallender Nachfrage Insolvent. Es werden Automobile produziert. [279]

  • Ein Drittel aller Autos werden elektrisch angetrieben. [278]
    In den U.S.A. sind
    40% mit Dampf
    38% elektrisch
    22% mit Benzin
    angetrieben.
    1912 werden die meisten Elektroautos verkauft, danach gehen die Zahlen zurück.
    Die Bauform Brougham, eine vierrädrige Kutsche, die von einem Pferd gezogen wurde und von 1840 bis 1900 weit verbreitet, war in London häufig als Mietdroschke im Einsatz. Die bewährte Bauform wurde für viele erste Autos übernommen. Mit einer Reichweite von 50 - 60km und einer Geschwindigkeit von 20 - 30km/h ist der elektrische Brougham bestens für den Stadtverkehr geeignet und wird damit häufig als Taxi eingesetzt. Dazu ist die altbekannte Form der Mietdroschke den Fahrgästen bekannt und gibt vertrauen.
    Die noch bis Ende der 1920er gebräuchliche Bauform wurde ab dem Ende des Ersten Weltkriegs von Taxis mit Verbrennungsmotoren verdrängt.
    Auch Oma Duck fährt mit einem Brougham durch Entenhausen. [542][543][544]
    Die Entwicklung und Verbreitung von Autos und Fahrrädern stehen meist in Konkurrenz zueinander. Manchmal profitieren sie aber auch voneinander. So wurde z.B. das Differential (In Kurven können sich Räder an einer Achse mit unterschiedlicher Geschwindigkeit drehen) für dreirädrige Fahrräder entwickelt und ist heute im Auto unentbehrlich.
    Spritpreise haben Einfluß auf die Verkaufszahlen von Fahrrädern.

  • Im Rahmen der Weltausstellung in Paris stattfindenden Olympischen Spiele findet ein Polo-Turnier statt. Da es noch keine Nationenwertung gibt, spielen bei den antretenden fünf Vereinen Spieler verschiedener Länder mit. Das deutsche Team des Polo Club Hamburg sagt wegen Krankheit eines Spielers ab [190]. 1908, 1920, 1924 und 1936 ist Polo Bestandteil der Olympischen Spiele. [189]